Bunt, sprühend, schreiend schrill

Umjubelte Premiere der "Rocky Horror Show" im Staatstheater Kassel

B E S E T Z U N G S L I S T E

Frank-N-Furter Andreas Wolfram
Riff-Raff Oliver Fobe / Stefan Voigt
Magenta Kerstin Frank
Columbia  Clarissa Schröter
Rocky Horror Sven Olaf Denkinger
Eddie Alexander Prosek / Lars Rühl
Brad Majors Sebastian Hülk
Janet Vice (sorry Weiss) Barbara Hánys / Kim Savelsbergh
Dr. Scott Herwig Lucas
Erzähler Odo Jergitsch
Ralph Lars Rühl / Nils Zeuner
Betty Ann-Christin Förste / Joanna Kalinowska
Platzanweiserin Doris Neidig / Christa Platzer
 

Manfred von der Emde  (Musiker), Heiko Pape  (Musiker), Jürgen Fromm  (Musiker), Rolf Rasch  (Musiker), Donato Deliano  (Musiker), Doris Neidig / Angelika Wellerdiek  (Groupies), Sabina Nyagolova Stancheva / Jeanette Schäfer / Elisabeth Rogers / Sabina Kuznetsova  (Groupies), Ovidiu Weinschenk / Nils Zeuner / Yoon-Ho Choi  (Groupies), Jürgen Appel / Samuel Bak / Michael Boley  (Groupies)

MUSIKALISCHE LEITUNG   Giulia Glennon / Jürgen Oßwald
INSZENIERUNG   Thomas Dietrich
BÜHNE   Anna Kirschstein
KOSTÜME   Magali Gerberon
DRAMATURGIE   Elke Maul
CHOREOGRAFIE   Hendrik Michalski
REGIEASSISTENZ   Nina Wehrum

 
 

 

Der "Palace of Darkness" wünscht weiterhin viel Erfolg.

KRITIK UND PRESSESTIMMEN

The Rocky Horror Show, HNA 6.12.2004 ()
Das Kuppeltheater als Kultstätte
Eine heftig umjubelte “The Rocky Horror Show” hatte am Staatstheater Kassel Premiere

(…) Richard O’Briens bizarres Rock-Musical ist ohne mitmachendes Kultpublikum kaum mehr vorstellbar. Aber gibt es das überhaupt noch? Eventuelle Sorgen der Theaterleute waren unbegründet. Die Kasseler Premierenbesucher ließen die Darsteller nicht im Stich: Kiloweise flog der Reis durchs ausverkaufte Kuppeltheater. Auch seriöse Herrschaften im Pensionsalter griffen zur Pumpgun mit Eineinhalb-Liter-Tank, die heute die Wasserpistole ersetzt.
(…)
An die wichtigste Regel für Kultstücke, möglichst wenig am Original zu ändern, hat sich Regisseur Thomas Dietrich weit gehend gehalten. Bühnenbildnerin Anna Kirschstein hat dafür im Kuppeltheater ein eindrucksvolles Horrorschloss errichtet. Besonderer Gag: Klassische-Gemälde verdecken diverse Kammern, die sich von Fall zu Fall öffnen. Hinter einem „röhrenden Hirsch“ verbirgt sich etwa die fünfköpfige Band, die unter Leitung von Giulia Glennon mächtig abgeht, und hinter zwei Aktbildern befinden sich die Schlafkammern, in denen Frank N. Furter erst Janet, dann Brad auf explizite Weise beiwohnt. Dietrichs Akzentsetzung ist deutlich: mehr Sex, weniger Gewalt.
(…)
Zu recht gefeiert wurden die Darsteller, darunter wenige Gäste und erfreulich viele Schau-spieler aus dem Ensemble. Der sehr präsente Andreas Wolfram (…) ist ein ganz großer Sänger. Darin steht ihm Kerstin Frank (Magenta) in nichts nach, die mit dem kräftig singenden und gefährlich leise sprechenden Oliver Fobe (Riff Raff) das Dienerpaar weit nach vorne bringt.
Weitere Glanzlichter setzten Sebastian Hülk als herrlich verklemmter Brad und toller Schauspieler-Sänger sowie Barbara Hánys, die als Janet virtuos zwischen Schüchternheit und Las-zivität changiert. Stimmlich eine Oktave höher, darstellerisch auf gleichem Level agierte Clarissa Schröter als schrille Columbia. Sven Olaf Denkinger spielte das Retortengeschöpf Rocky als netten Jungen von nebenan mit Schmelz in der Stimme.
Herwig Lucas zeigte als Dr. Scott im Rollstuhl seine rosa bestrumpften Beine mit Noblesse, und Odo Jergitsch begleitete als wild mitrockender Erzähler vom Regiestuhl aus das Gesche-hen, an dem auch der Chor und das Tanzensemble wesentlichen Anteil hatten. Jubelnder Schlussbeifall, der inklusive Zugaben fast eine halbe Stunde anhielt.


The Rocky Horror Show, Göttinger Tageblatt 6.12.04 ()
Bunt, sprühend, schreiend schrill

Was, schon über 30 Jahre alt und immer noch am Leben? Das hält man in diesem Genre kaum für möglich ­ aber Richard O’Briens “Rocky Horror Show“ ist ein Longseller. Thomas Dietrich hat das legendäre Rock-Musical am Staatstheater Kassel inszeniert ­ die Premiere am Sonnabend war ein durchschlagender Erfolg.

(...) Sie kreischen schon weit vor dem ersten Ton, sie sind happy, all das wieder erleben zu können, was schon damals, Mitte der Siebziger, Kult war.
Und sie kreischen bei jedem Song, bei jedem Auftritt. Warum? Nicht nur um der Nostalgie willen ­sondern auch deshalb, weil ihnen und all den anderen Zuschauern im ausverkauften Kasseler Kuppeltheater eine so bunte, sprühende, witzige, schreiend schrille Show geboten wird.
(...)
Anna Kirschstein hat die Bühne in zwei Ebenen geteilt ­oben, hinter halbdurchsichtigen Wänden, die mit klassischen Bildzitaten geschmückt sind, die (Bei-)Schlafzimmer, unten der Haupt-Spielraum für Frank N. Furter und seine extraterrestrische Gesellschaft ­ wunderschön eingekleidet von Magali Gerberon.
Der mitreißend strudelnde Schwung der ersten Musical-Hälfte wird nach der Pause ein biss-chen ruhiger. Das liegt allerdings weniger an der Inszenierung, sondern am Stück, das hier an Stringenz verliert.
(...)
Doch wem macht das etwas aus? Jedenfalls nicht den Zuschauern, die musikalisch derart perfekt bedient werden, dass solche Schwächen auch kaum hervortreten. Andreas Wolfram ist ein hinreißender Pop-Sänger und Tänzer, spielt mit allen anständigen und unanständigen Mitteln, ein Verführer, wie er im Buche steht. Sven Olaf Denkinger ist Rocky, ein Akrobat in der Körperbeherrschung, der, o Wunder, auch singen kann. Barbara Hánys und Sebastian Hülk geben perfekt die verklemmten Außenseiter Janet und Brad, denen binnen kurzem keine Beziehung mehr fremd ist. Auch die übrigen Solisten samt Chor und Tanzensemble fügen sich nahtlos in das temporeiche Konzept von Thomas Dietrich ein. Die Band betreut Giulia Glennon: präzise, mit treibendem Puls, der nirgends schneller wird. Am Schluss eine Viertelstunde lang Standing Ovations. Die sechs Mädelchens sind erschöpft vom Klatschen. Nicht nur sie.
 

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