Frank
auch unter freien Himmel aktiv
Die Transsylvanier toben
trotz Bürgerbbeschwerden durch Ruinen in der Bad Hersfelder
B E S E T Z U N G S L I S T E
Frank-N-Furter | Andreas
Wolfram |
Riff-Raff | Peter
Heinrich |
Magenta | |
Columbia | |
Rocky Horror | Joacim
Hedman |
Eddie | Mischa
Mang |
Brad Majors | Jerry
Marwig |
Janet Vice (sorry Weiss) | Pia
Douwes |
Dr. Scott | |
Erzähler | |
Live Band unter Leitung von Bob Edwards
Der "Palace of Darkness" wünscht weiterhin viel Spaß und
Erfolg.
KRITIK UND PRESSESTIMMEN
Das Musicalmagazin musicals:
Bad Hersfeld
Festspiele
Rein geographisch verstanden, leben Brad und Janet
nicht mehr in der amerikanischen Kleinstadt Denton, sondern in der
Festspielstadt selbst. Ihre VW-Ruine, mit der sie in das Seitenschiff
eingefahren kommen, hat das sprechende Kennzeichen "HEF-Love 69" und
deutet auf Ortswechsel und Inhalt hin. Ihr Publikum, per energischer
Lautsprecherstimme gebeten, keinen Reis zu werfen und die Darsteller nicht durch
Wasserspritzen aus dem Konzept zu bringen, lässt keinen Mantel trocken. Und
trocken geht es auf der Bühne auch nicht zu. Da räkelt sich wohlig-sinnlich
die Usherette in einem Schaumbad auf der Vorderbühne und nutzt den
Telefonhörer als Instrument der Lust. Aus der gleichen, runden Öffnung, die
auch als Fahrstuhl in die transsylvanische Unterwelt sein kann, wird der
Rollstuhl des Dr. Scott gehievt. Sonst hat der Bühnenausstatter Matthias
Moebius ein Gerüst gebaut, das mit Treppen und Rutsche eine schöne Spielwiese
für artige und abartige Beziehungskisten abgibt. Hier verlustiert sich auch
Frank-N-Furter mit Brad und Janet, wobei ein Transparent mit der Aufschrift
"Zensur" genauso platt wirkt wie die unpassende Bemerkung über
Transvestiten, "das sind Ausländer". Das ist neu an der Bearbeitung
des Regisseurs Peter Heinrich, der mir vor zwei Jahren in "Cabaret"
als Conférencier wesentlich hintergründiger und smarter erschien als jetzt als
Riff-Raff. Dieser trägt einen Kapuzenhelm, geht am Stock und ist durch sein
dick wattiertes Kostüm in der Bewegung stark eingeschränkt. Dafür zappelt,
verrenkt sich und fetzt das Ensemble zu den Songs in MTV-bizarren Posen, oft
Posen, oft getanzter Sex, schrill, heftig und häufig. Die Live Band unter Bob
Edwards heizt Publikum und Akteuren tüchtig ein, bei der Abmischung kommen die
Sänger allerdings zu kurz.
Kurz und knapp ist auch der Slip von Rocky, den der
Schwede Joacim Hedman beweglich in Körper und Stimme spielt. Ein drahtiges
Bürschchen, das beiderlei Geschlecht die Sinne verdreht, kräftig singt und
tänzerisch topfit ist. Das gilt auch für Pia Douwes als Janet. Wenn man
bedenkt, welches Seelchen von Frau sie als Elisabeth gewesen ist und wie sie
jetzt eine komisch-unbedarfte und doch lustinteressierte Janet auf die Bühne
legt, ist das hinreißend. Kein Wunder, dass dem Frank-N-Furter des Andreas
Wolfram die wattierte Brust schwillt. Es trägt eine blondweiße Perücke und
ebenso lange Schaftstiefel, parodiert alle bisherigen Transvestiten und verfügt
über die notwendig sinnliche Kehle. Bleibt noch Eddie (Mischa Mang), der durch
das kaum genutzte Seitenschiff auf dem Motorrad hereinbraust und einen
elektrisierende Nummer abzieht. Auch das Publikum steht unter Hochspannung, die
sich beim wohl branchenüblichen Megamix am Schluss in Pfiffen, Applaus und
Standing Ovations entlädt.
P. Merck
(Photo: Pia Douwes (Janet) und Joacim Hedman
(Rocky) fotographiert von E. Gutberlet)
Ostthüringischen
Volkszeitung vom 18.03.1997
Auch
das gibt es:
Unmut
in Bad Hersfeld
Bad
Hersfeld (dpa). Die geplante Inszenierung der „Rocky Horror Show“ bei den
Bad Hersfelder Festspielen hat in der hessischen Kleinstadt Unmut erregt. Das in
vielen Städten schon aufgeführte Rock-Pop-Spektakel, in dessen Mittelpunkt ein
Transvestit steht, soll am 16. Juni in der sonst herkömmlichen Theaterstücken
vorbehaltenen Stiftsruine aus dem 11. Jahrhundert Premiere haben. Bereits im
Vorfeld habe es in Bad Hersfeld Kritik an den „vielen andersgearteten
Schauspielern“ des Stücks gegeben, sagte Intendant Volker Lechtenbrink am
Freitag bei der Vorstellung des Spielplanes. Manche Hersfelder störten sich
auch an dem technischen Bühnenbild und befürchteten eine Verschandelung der
Ruine mit einer „Maschinenhalle“.
Rocky-Horror-Regisseur
Peter Heinrich versicherte, dass er gerade keine Transvestitenrevue plane, die
die Homosexualität der Hauptfigur Frank´N´Furter in den Vordergrund rücke.
Die vermeintliche Maschinenhalle stelle das Oberdeck eines Raumschiffes dar und
werde in der Stiftsruine sehr schön zur Geltung kommen.... Der Vorverkauf laufe
gut, besonderer Renner sei die Rocky Horror Show“, sagte Lechtenbrink......
(leicht gekürzt)
Anmerkung
aus dem Palace:
Ein
Hoch auf die Toleranz der Menschen unserer Tage! Ist schon traurig, wenn sich da
schon die Regisseure bei Anwohnern rechtfertigen müssen, deren Kunst- und
Kulturverstand soweit verkümmert ist, dass sie nicht einmal den Schauspieler
und seine Rolle auseinanderhalten können. Hoffentlich verhaftet man in Bad
Hersfeld nicht mal die Darstellerin der Lady Macbeth wegen Mordes.
-S-Violka-
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