Rocky Horror Versteigerung zugunsten von Hochwasseropfern

 

 

Intendant treibt die Preise hoch
Zittauer steigern bei Horror-Auktion mit / Erlös kommt überflutetem Theater zugute Von Silke Schoepe

 

Bei der ersten Benefizvorstellung des Zittauer Gerhart-Hauptmann-Theaters für die Opfer der Flutkatastrophe kamen Fans der Rocky-Horror-Show gleich doppelt auf ihre Kosten: Neben der Vorstellung am Nachmittag wurden anschließend Fanartikel der Show für den guten Zweck versteigert.
Intendant Roland May begrüßte die Gäste seines Theaters zur ersten Benefizvorstellung besonders herzlich. Zur Verstärkung hatte er sich vor dem Stück Simone Violka vom offiziellen deutschen Fanclub des „Palace of Darkness“ und den Chefdramaturgen des Mittelsächsischen Theaters in Döbeln Roland Dreßler mitgebracht.

 

Dreßler schilderte eindrucksvoll, wie die Flut sein Theater in Döbeln überraschte. Der erste vorsichtig geschätzte Schaden beträgt 1,5 Millionen Euro. Besonders bitter für das Theater, das zum Tag der Sachsen in diesem Jahr seinen 130. Geburtstag feiern wollte: Viele Stücke aus dem Fundus sowie eine wertvolle Notensammlung wurden wenige Tage vor der Flut in den Keller gebracht und ein Opfer der Fluten.

Umso mehr freute es den Döbelner Gast, dass das Zittauer Theater mit der Versteigerung ein Zeichen setzen wollte. „Wir wissen ja alle um die allgemeine finanzielle Lage der Theater. So eine Aktion kann freilich nicht die Schäden wieder richten. Aber wichtig ist, dass man überhaupt Solidarität erfährt, auch von finanziell geplagten anderen Schauspielhäusern“, sagte Roland Dreßler. Zum Tag der deutschen Einheit will Döbeln wieder loslegen. Ein Teil des Auktionserlöses geht außerdem an die Einwohner des gleichfalls betroffenen Usti nad Labem.

Mit dem Hammer in der Hand leitete Intendant Roland May die Horror-Auktion. Etwa 50 Gäste verfolgten das Spektakel. Simone Violka, die den deutschen Fanclub gründete, hatte aus ihrer eigenen Sammlung über 20 Fanartikel mitgebracht. Sie stellte deshalb die zu versteigernde Ware mit besonderer Inbrunst vor. Unter den Hammer kam so zum Beispiel ein originales Notenbuch mit Text für 18 Euro und ein englisches Notenbuch aus dem Jahr 1974 für 20 Euro.

„Viele Stücke“, so Simone Violka aus Penig, „habe ich direkt aus Amerika mitgebracht. Bei uns in Deutschland sind Fanartikel rar.“ Dazu zählten auch drei Comic-Hefte. Zusammen ergeben sie einen ganzen Film in Bildern. Da hielt es selbst den Zittauer Intendanten nicht mehr – und er steigerte kurzerhand mit. Jedoch vergeblich: Ein Musiker ersteigerte die Hefte für 23 Euro.

Überhaupt fiel jedem auf, dass Roland May immer dann schnell mit dem Hammer war, wenn er selbst Interesse an der heißen Ware zeigte. Allerdings sei zu seiner Entlastung hinzugefügt, dass sein Verhalten niemanden benachteiligte. Im Gegenteil: Mit Witz und Charme konnte er die Preise in die Höhe treiben, was wiederum Roland Dreßler freute. Er saß hinter der steigernden Gesellschaft und verfolgte mit Wohlwollen die Prozedur. Insgesamt beträgt der Erlös der Horror-Versteigerung rund 400 Euro.

„Leider war mir das Strumpfband dann doch zu teuer“, sagte Christine Hefft mit Blick auf das einzige seiner Art während der Versteigerung. Nach langem Hin und Her gab sie schließlich auf. „Ich hätte auch gern etwas aus dem hiesigen Fundus ersteigert“, meinte die Zittauerin, die zum ersten Mal die Show gesehen hatte.“

(Sächsische Zeitung 2002)